Gottesdienst Predigt 07.01.2018

Predigt zu 1. Kor 1,26-32 – Vikarin Nina Junghans

 

Liebe Gemeinde,

seht auf eure Berufung!

Und, was haben Sie gesehen?

Ich nehme an, einige haben auf etwas Konkretes geschaut. Könnten jetzt eine erstaunliche Geschichte erzählen. Zum Beispiel von einem besonderen Moment im Leben, in dem klar war: Ich will Christ sein.
Andere haben vermutlich nachgedacht und sind nicht auf einen konkreten Moment gekommen. Für sie war es ganz normal irgendwie zur Kirche zu gehören, das hat sich so ergeben. [Kindergottesdienst, weil die Eltern einen hingeschickt haben, Konfirmation, weil es eben dazugehört. Dann irgendwie dabei geblieben.]
Vielleicht wussten auch einige gar nicht, wo sie genau hinschauen sollen? Berufung ist ein starkes Wort – bin ich wirklich berufen? Und wenn ja, wozu eigentlich?

Heute ist nicht Weihnachten, wer heute in den Gottesdienst kommt, der hat ja wohl einen Grund. Eine Berufung? Kann ich das von mir behaupten?

Auch im Predigttext für heute geht es um Berufung. Paulus macht mit der Gemeinde in Korinth das gleiche, was ich eben mit Ihnen als Gemeinde getan habe. Im ersten Kapitel des Briefes an die Korinther schreibt er an sie:

26 Seht doch, Brüder und Schwestern, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; 28 und was gering ist vor der Welt und was verachtet ist, das hat Gott erwählt, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, 29 auf dass sich kein Mensch vor Gott rühme. 30 Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, 31 auf dass gilt, wie geschrieben steht (Jeremia 9,22-23): »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!«

Das schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth. Wo die Korinther wohl hinschauen?
Korinth war damals eine besondere Stadt. Eine Hafenstadt, in der viel los war. Handelsreisende aus aller Welt, viel Arbeit, viele Menschen die gut verdienen. Eine blühende Handelsmetropole. Aber es gab auch die andere Seite von Hafenstädten: Arme Menschen, die sich irgendwie durchschlagen. Hafenkneipen mit fragwürdiger Unterhaltung und Verbrechen.
Die Menschen, an die Paulus schreibt, gehörten eher zum nicht so schönen Teil Korinths. Die christliche Gemeinde in Korinth bestand hauptsächlich aus Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten. In der Sicht der damaligen Gesellschaft sind diese Leute Nichtsnutze. Wo Streben nach Bildung, Macht und Geld zum guten Ton gehört, da leisten Menschen, wie Paulus sie beschreibt, keinen nennenswerten Beitrag.
Aber Paulus ist sich sicher: Aus diesen Menschen hat sich Gott seine Gemeinde berufen. Menschen, die von außen gesehen Nichts sind, bilden doch eine wichtige Gruppe. Es ist keine Übertreibung, wenn man hier Gottes schöpferisches Handeln sieht: aus Nichts wird etwas Großes. Aus einer Ansammlung von hoffnungslosen Fällen wird die Gemeinde Gottes. – Menschen, die für die Gesellschaft eigentlich gestorben sind, erhalten ein neues Leben in der Gemeinde.

Unsere Gemeinde dagegen gehört zu einer reichen Landeskirche. Auch wenn die Mitgliederzahlen sinken und die finanziellen Mittel langsam zurückgehen, hat die Kirche und diese Gemeinde immer noch viele Gestaltungsspielräume.
Letzten Sonntag gab es Sekt nach dem Gottesdienst am Altjahresabend. Für diese Gemeinde kein Problem.
Auch in dieser Gemeinde gibt es Arme und Schwache, viele aber führen ein gutes Leben.
Damit unterscheidet sich die Kirchengemeinde Reppenstedt ziemlich von der im Antiken Korinth.

Paulus spricht die Korinther als „Berufene“ an. Können Christen hier in Reppenstedt das sein, auch wenn sie nicht zum Rand der Gesellschaft gehören?

Die Gemeinde in Korinth ist für Paulus kein Ideal. Sondern ein Beispiel dafür, wie Gott die Verhältnisse umkehrt.
Gott stellt sich nicht nur an die Seite der Mächtigen und Reichen. Nein er stellt sich besonders neben die Armen, Schwachen und Niedrigen. Die Bibel ist dafür voller Beispiele: Jesus heilte körperlich beeinträchtigte: Einen Blinden und einen Gelähmten. Er besucht lieber Menschen, die kaum genug zum Leben hatten, als die Reichen.
Gott setzt andere Maßstäbe an als wir Menschen. Macht und Reichtum bringen keinen Vorteil vor Gott. Er ist für Chancengleichheit.
Deshalb kehrt er die gesellschaftlichen Normen um. Wie auch in Korinth, wo Menschen am Rande der Gesellschaft von Gott berufen wurden.

Deshalb gilt: Ja, auch Christen in Deutschland, in Reppenstedt, sind berufen!
Denn Gott erwählt was töricht und schwach ist, um zu zeigen, dass Reichtum, Wissen und Macht für ihn nichts bedeuten. Denn hat Gott erwählt, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, auf dass sich kein Mensch vor Gott rühme. Nicht mit seinen Leistungen, seiner Gaben und Güter und Fähigkeiten, aber auch nicht seiner Armut, Schwäche und Erniedrigung.
Der Mensch hat Gott nichts zu bieten, er muss nichts mitbringen oder einbringen. Wen Gott beruft und erwählt, dass entscheidet alleine er.

Paulus bemühte sich in seinem Brief Spaltungen in der Gemeinde zu verhindern. Er wollte deutlich machen, was die Gemeinde eint. Ihre Berufung durch Gott.
Er hielt es für falsch, dass die Gemeindemitglieder in Korinth verschiedenen Predigern folgten. Wobei ein Prediger mit Geld für einige mehr Ansehen hatte als ein Armer, wie Paulus selbst einer war. Vor Gott sind alle gleich. Das ist die Aussage des Paulus. Deswegen lohnt es sich für die Korinther nicht einem Prediger mit besseren Kleidern zuzuhören, um ein größeres Ansehen zu erlangen. Ansehen, Geld, Macht, Bildung spielen nur auf Erden eine Rolle.

Das relativiert für mich das Streben nach Ruhm und Perfektion. Komplett unwichtig wird es damit nicht. Für Menschen ist es ganz normal und sogar notwendig, dass sie auf das Blicken, was sie tun. Stolz auf das sind, was sie getan haben, was sie erreicht haben. Versuchen noch mehr zu erreichen. Ohne wäre es schwer überhaupt eine eigene Identität zu bilden.
Aber die christliche Sicht auf die Welt weiß eben, dass das alles nur ein Teil dessen ist, was mich ausmacht. Gott hat mich einfach so berufen. Ich bin Christin, bin Teil dieser Gemeinde, weil er seine Geschöpfe liebt. Was ich erreicht habe, spielt in diesem Teil meines Lebens keine Rolle.

Ich wurde berufen ohne selbst zu glänzen. Aber ich kann es. In beiden Teilen meines Lebens. Im Alltag, im Beruf, in der christlichen Gemeinschaft. Einem Passanten den Weg weisen, ein Projekt erfolgreich abschließen, einen Geburtstags- oder Krankenbesuch machen.
Jeder Mensch hat Gaben, Geschenke Gottes, die es gilt zu nutzen.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

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