Gottesdienst Predigt 27.01.2019

Predigt zu Exodus 3 - Diakonin Maren Fedtke

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Sohn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde,

Welches Bild habe ich von Gott? Jeder, der bei mir im Konfirmandenunterricht war, hat sich darüber schon Gedanken machen müssen. Die Vorkonfis haben sich vor einer Woche gerade damit beschäftigt und ihr Hauptkonfis erinnert euch vielleicht auch noch an euren ersten Seminartag. Auf einer kleinen, weißen Fliese habt ihr es versucht eure Vorstellungen von Gott darzustellen. Manche ganz gegenständlich, andere eher abstrakt.
Der alte Mann auf der Wolke war dabei, Hände, die die Welt halten, ein Auge, das uns sieht oder ganz viel Licht.
Es ist schwierig, Gott zu erfassen.
Gott ist so groß, so vielseitig und so einzigartig, dass wir viele verschiedene Bilder und Vergleiche brauchen um auch nur eine Ahnung zu bekommen, wer Gott eigentlich ist. Einzelne Bilder erfassen immer nur Teilaspekte von Gott. Ganz erfassen können wir ihn nicht. Gott ist unsichtbar.
Und doch können wir ihm begegnen.

In der Bibel, im 2. Buch Mose wird berichtet, wie Mose Gott begegnet:
1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.
3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.
4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!
6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.

Mitten im Alltag wird Mose aufmerksam und neugierig auf etwas Ungewöhnliches – und begegnet dabei Gott!
Mitten im Alltag kommt es zu einer völlig unverhofften Begegnung – mit Gott, einfach so!
Er wird mit seinem Namen angesprochen: Mose, Mose! – und antwortet: Hier bin ich.
Und dadurch verändert sich etwas, ohne dass Mose zunächst etwas davon merkt oder spürt!
Durch die Gegenwart Gottes wird das Normale verändert: aus einem normalen Ort wird auf einmal ein heiliger Ort! Gott ist da.
Und trotzdem bleibt er weiter verborgen, als Feuer in einem Dornbusch - ein weiteres Bild für Gott. Brennende Dornen wird man nicht anfassen, Gott ist – im wahrsten Sinne - unbegreiflich, doch er ist da.
Was kann dieser Gott? Auch das war Thema beim Konfi-Seminartag. Die Konfis meinen:
Gott kann sich in die Gestalt von verschiedenen Dingen verwandeln.
Gott kann erschaffen und zerstören.
Gott kann alles sehen und hören.
Gott kann uns helfen und unterstützen.
Gott kann uns aus schwierigen Situationen retten.
Gott kann uns Trost und Schutz geben.
Gott kann alles, wenn man an ihn glaubt.

7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.
8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt
10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.

Gott sieht, dass sein Volk leidet, seine Kinder werden als Sklaven missbraucht, sie erleben Ungerechtigkeit.
Und das alles ist Gott nicht egal. Es berührt ihn.
Das, was er sieht, lässt ihn nicht kalt!
Das, was er hört, lässt ihn handeln!
Er kommt auf die Erde.
Er bleibt nicht in der Ferne. Kein neutraler, unbeteiligter Beobachter!
Gott lässt sich anrühren vom Leid der Menschen; er hört, wie sie ihm ihr Leid klagen – und wie sie auch über ihn selbst klagen.
Mitten im Elend, in der Verwüstung und im Schmerz – ist Gott da und hört sie.
Doch Gottes Möglichkeiten sind begrenzt. Im Angesicht von großem Leid braucht Gott Menschen; Frauen und Männer, die sich von ihm in Dienst nehmen, sich von ihm schicken lassen.
Die Konfis meinen:
Gott kann nicht den Willen eines Menschen kontrollieren.
Gott kann nicht unsere Fehler wieder gut machen.
Gott kann nicht unsere Entscheidungen treffen.
Gott braucht Mose – und er will Mose. Mose soll im Auftrag Gottes handeln. Er soll aufbrechen und das Volk Israel aus Ägypten führen.
Doch Mose muss sich nicht einfach so fügen, er ist kein bloßer Befehlsempfänger. Gott lässt Einwände und Rückfragen zu.

11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?
12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge
13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?
14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.

Was möchtest du Gott fragen? Noch einmal sollen die Konfis zu Wort kommen.
Gott, wo geht mein Weg hin?
Was werde ich später für einen Beruf haben?
Gott, was bist du und wie siehst du aus?
Wann zeigst du dich mal wieder einem Menschen?
Wieso hilfst du nicht den Menschen, denen es wirklich schlecht geht?
Und warum haben schlimme Menschen viel Geld und sind an der Macht?
Mose stellt Gott zwei Fragen. „Wer bin ich?“ und „Wer bist du?“
„Wer bin ich?“, fragt Mose, „Wie kann ich zum Pharao gehen und das Volk Israel aus Ägypten herausführen?“
Gott, das ist eine Nummer zu groß für mich! Ich kann das nicht, und ich habe auch Angst davor!“
Ja, es ist gar nicht so einfach, sich auf das Leid oder die Verzweiflung anderer einzulassen:
Bin ich denn wirklich der Richtige? Kann ich denn wirklich helfen?
Gottes Antwort: „Ich will mit dir sein!“ Du bist nicht alleine, du kannst mir vertrauen. Ich kenne dich mit deinem Namen. Du bist von mir geliebt und ich lasse dich nicht im Stich.
„Wer bin ich?“, Moses erste Frage.
Die zweite: Wie ist dein Name? Wer bist du, Gott?
Und wir könnten ergänzen: „Wo bist du, wenn Menschen leiden?“
Als Mose Gott nach seinem Namen fragt, um den Israeliten Rede und Antwort stehen zu können, antwortet Gott: „Ich werde sein, der ich sein werde!“
Wie Gott sich nennt ist auf der einen Seite ganz konkret: Ich werde da sein. Es wird mit mir eine Zukunft geben. Aber dann auch wieder unkonkret: Wie ich da sein werde, dass werdet ihr dann sehen. Ich bin jeweils so bei euch, wie ich jeweils sein will.
Gott ist einfach da, unterwegs, dort wo Menschen sind, sein Volk, wir. Mit ihm ist zu rechnen.
Ich werde sein, der ich sein werde! – „Ich bin da, für dich, bei dir!“
Gott ist da – wenigstens das!
Für manche zu wenig. Für andere eine Kraftquelle.
Für manche nicht spürbar und nicht erlebbar.
Aber dennoch. Gott ist da.
Wenn unser Blick in die Zukunft getrübt ist.
Wenn Tränen uns die Aussicht versperren.
Wenn uns unsere Aufgabe zu groß erscheint.
Wenn uns Hoffnungslosigkeit lähmt.
In alledem ist Gott da!
Und deswegen bin ich: ein Mensch der geliebt ist.
Ein Mensch, der nicht alleine ist.
egal, wie viel Leid mir geschieht;
egal, welche Aufgaben auf mich warten!
Amen.
Und der Friede Gottes, der größer ist als unser menschlicher Verstand, bewahre unsre Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

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