Gottesdienst Predigt 18.04.2019

Predigtimpuls                  Pastor Henning Hinrichs

Jesus hat sich immer wieder mit den unterschiedlichsten Leuten an einen Tisch gesetzt. Mit einfachen Leuten wie Fischern, mit Zöllnern wie Zachäus, der die Leute finanziell ausgenutzt hat. Mit Prostituierten hat er Zeit verbracht und gefeiert. Oft wird in den Evangelien berichtet, dass gerade in dieser Gemeinschaft am gemeinsamen Tisch ein gesellschaftlicher Skandal lag.

Also wenn sich Jesus jetzt mit seinem engsten Kreis an einen Tisch setzt, dann muss etwas Besonderes passieren. Auch ein Skandal?

Jesus setzt sich mit Petrus an einen Tisch, der immer im Mittelpunkt stehen muss und von dem Jesus weiß, dass der leugnen wird, ihn zu kennen. An einen Tisch mit Thomas, dem Zweifler, dessen Glaube bei der Auferstehung an eine Grenze stößt. Mit Judas, der hinter seinem Rücken den Verrat vorbereitet. Mit Simon, dem Zeloten, im Herzen ein regelrechter Widerstandskämpfer, der auch beim Abendmahl sein Schwert wahrscheinlich dabeihat. Mit Matthäus dem Zöllner. Mit den Stillen, unbekannten Jüngern wie Bartholomäus, Thaddäus. Und dann mit Frauen: Da ist die reiche Johanna (Luk 8,1-3), Maria aus Magdala ist da, diese ehemals windige, sündige Person. Susanna und viele andere waren vermutlich auch dabei.

Wie war das möglich? So unterschiedliche Typen, die sich vielleicht zu anderen Zeiten an anderen Orten niemals gemeinsam an einen Tisch gesetzt hätten. Die genauso gerufen hätten: Ein Skandal, ich die reiche Johanna mit dieser Person Maria von Magdala! Ein Zelot neben einem Zöllner – unvorstellbar. Warum eigentlich unvorstellbar und doch Wirklichkeit an diesem Abend?

Weil Jesus sie gerufen, aufgefordert hat. Sie gemerkt haben: Wenn ich bei Jesus sein will, dann bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mit allen, auch mit denen, die so ganz anders sind als ich, zusammen zu sein. Das Abendmahl steht dafür, dass es in dieser Welt wenigstens an diesem einen Ort zu dieser Zeit so etwas wie ein Abbild der himmlischen Gemeinschaft gibt. Liebevoll in allem miteinander umgehen.

Ich hatte neulich ein Gespräch mit einer Frau, die so enttäuscht von ihrer Gemeinde war, weil sie durch ihre Tätigkeit, ihre Art eben auch starke Ablehnung erfahren musste, dieses Gefühl, die wollen mich hier nicht haben, können mich nicht so akzeptieren, wie ich bin. Und sie sagte: Die Kirchengemeinde ist auch nicht anders oder besser als der Rest der Welt.

Ja, das mag sein. Es sind ja auch dieselben Menschen, die man in Kirchen erlebt wie in Supermärkten, Gerichten, in Vereinen, Behörden usw. Aber nur in der Kirche, und das ist für mich der Unterschied, nur in der Kirche wird ihnen immer wieder gesagt, dass sie anders sein sollen, dass sie sich als Gemeinschaft verstehen und erleben sollen, die für einander da ist, wo die Wohnhabende neben der Prostituierten, der Kämpfer neben dem Unscheinbaren, der Verräter neben dem Standhaften einen Platz hat. Und dass dann Gottes Wille erfüllt ist.

Das ist mein Leib!

Jesus liebt die Eigenarten jedes Einzelnen. Das Besondere, das jeder hat. Und er liebt die Unterschiedlichkeit. Da nimmt er die Macken und Schwächen zuerst mal in Kauf. Gerade dadurch, dass er uns an einen Tisch gesetzt hat, müssen wir anfangen, uns zu verändern. Uns respektieren, wertschätzen und Konflikte bewältigen, vergeben lernen. Das ganze Programm der Liebe Gottes. Dieses Feiern gefällt Jesus. Miteinander lachen und teilen. Gegenseitig Geben und Nehmen. Sich Gutes tun und sagen. Das gefällt Jesus. Wenn das geschieht, dann beginnt etwas vom Reich Gottes. Das Abendmahl kann der Beginn des Reiches Gottes sein – und wenn es nur wenige Minuten sind, wo die Verschiedenen an einer Tafel, in einem Kreis sitzen oder stehen, wenn sie sich an Händen halten.

So ist Jesus. Er bringt uns alle zusammen. Er setzt sich mit mir und allen hier Anwesenden an einen Tisch. Mutter Teresa hat immer wieder gesagt: Du musst lieben bis es weh tut. Liebe kostet etwas. Keine bequeme oder billige Liebe.

Mit wem setzte ich mich an einen Tisch? Wen habe ich bisher gemieden, ausgegrenzt vielleicht oder sogar abgelehnt? Werde ich mir ein Beispiel an Jesus nehmen? Ihm nachfolgen?

Die Menschen in der Kirche sind nicht besser, aber sie werden immer wieder an Gottes Gemeinschaft erinnert, sie erinnern sich sogar freiwillig daran im Abendmahl, auch wenn sie es noch nicht umsetzen können. Das ist doch schon mal was.

Jesus jedenfalls wird mit seiner Kraft und seiner heilenden Vergebung bei dir sein. Das ist sicher. Und es wird ihn freuen, wenn du seinem Beispiel folgst.

Amen.

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