Predigt zu Röm 15,5-8+12-13 – Vikarin Nina Junghans
1. Karte der zarten Gesten
Liebe Gemeinde,
Ich sitze an meinem Schreibtisch, vor mir auf dem Computerbildschirm ist so gut wie alles Lila. Lila in vielen Schattierungen. Ich bin auf einer Homepage der Schokoladenfirma Milka. Deshalb das Lila. Vor mir sehe ich keine Kuh mit Lila Flecken vor einem Alpenpanorama, sondern die „Karte der zarten Gesten“. Auf meinem Bildschirm ist ein Umriss von Deutschland zu sehen. Natürlich in lila. Und darauf sieht man über ganz Deutschland verteilt kleine weiße Weihnachtsbäume. Das ist die „Karte der zarten Gesten“.
Klickt man so ein weißes Bäumchen an, dann kann man lesen wer wem eine „zarte Geste“ geschenkt hat. Zum Beispiel schreibt Tamara: „Ich Babysitte für eine Freundin, damit sie mit ihrem Mann einen Abend zu zweit auf dem Weihnachtsmarkt verbringen kann.“ Und Stefanie erzählt, dass sie gerne für die ganze Familie eine warme Tasse Schokolade zubereitet, als Belohnung und Motivation im Alltag.
„Zarte Gesten“, wer seine Geste an Milka schickt, der wird aufgenommen in diese Karte. So füllt sie sich nach und nach mit immer mehr kleinen weißen Weihnachtsbäumchen.
Die Firma Milka möchte gemeinsam mit ihren Fans etwas Weihnachtszauber verbreiten. Jede Geste schenke Menschen Freude im Advent und der Weihnachtszeit und mache Deutschland zarter. So steht es im Erklärtext neben der Karte auf meinem Bildschirm.
2. Werdet zarter zueinander, sagt auch Paulus!
Milka geht es um zarte Gesten. Etwas ganz ähnliches fordert auch Paulus im heutigen Predigttext.
Paulus sah sich mit dem Konflikt zwischen Juden- und Heidenchristen konfrontiert. In seinen eigenen Gemeinde, aber auch in Rom. Die christliche Gemeinde in Rom kannte er zwar nicht, er hatte aber davon gehört, dass dort derselbe Konflikt schwelte.
Da waren- wenn man so will – die Traditionalisten, die sog Judenchristen, die darauf beharrten, dass man nur über die Anerkennung und Befolgung der Tora seinen Glauben zu Jesus Christus finden könne.
Und da waren auf der anderen Seite die sog Heidenchristen. Sie bezeugten mit ihrem Leben, dass man ChristIn sein kann ohne zunächst jüdisch geprägt sein zu müssen, weil das Wort Gottes, die frohe Botschaft für alle Menschen frei zugänglich sein will.
Paulus plädiert am Ende seines Briefs an die Gemeinde in Rom mit großem Engagement für den gegenseitigen Respekt untereinander und die Akzeptanz des jeweils anderen:
Alles, was in früherer Zeit dort in der Heiligen Schrift aufgeschrieben wurde, wurde festgehalten, damit wir daraus lernen. Denn wir sollen die Hoffnung nicht aufgeben. Dabei helfen uns die Ausdauer und die Ermutigung, wie wir sie aus den Heiligen Schriften gewinnen können. Diese Ausdauer und diese Ermutigung kommt von Gott. Er gebe auch, dass ihr euch untereinander einig seid – so wie es Christus Jesus angemessen ist. Dann könnt ihr alle miteinander den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus wie aus einem Munde loben. Daher bitte ich euch: Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat, damit die Herrlichkeit Gottes noch größer wird. Denn das sage ich: Weil Gottes Zusage wahrhaftig gilt, trat Christus in den Dienst der Beschneidung. So wollte Gott das einlösen, was er den Stammvätern versprochen hat. Aber auch die Heiden haben allen Grund, Gott für sein Erbarmen zu loben.
Und nun führt Paulus eine ganze Reihe von Bibelzitaten an, um zu unterstreichen, dass Christus für alle Menschen gekommen ist: Denn in der Heiligen Schrift steht: "Darum will ich mich bei den Heiden zu dir bekennen und deinen Namen mit Liedern preisen." An einer anderen Stelle heißt es: "Freut euch, ihr Heiden, zusammen mit seinem Volk. Und noch einmal an einer anderen Stelle: "Lobt den Herrn, alle Heiden! Alle Völker sollen ihn preisen!" Und schließlich sagt Jesaja: "Aus der Wurzel Isai wird ein neuer Spross hervorgehen. Er wird sich erheben, um über die Heiden zu herrschen. Und auf ihn werden sie ihre Hoffnung setzen." Diese Hoffnung kommt von Gott. Er erfülle euch auch in eurem Glauben mit lauter Freude und Frieden. So soll eure Hoffnung über alles Maß hinaus wachsen durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Paulus wünscht sich im heutigen Predigttext den gegenseitigen Respekt der Konfliktparteien. Er fordert seine Leser sogar ganz konkret dazu auf:„Darum bitte ich euch: Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat, damit die Herrlichkeit Gottes noch größer wird.“
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“
„Liebt euren Nächsten wie Gott und euch selbst“
oder eben „Seid zart zueinander“.
3. „Zart“ ist die Adventszeit und das künftige Friedensreich!
Heute ist der Konflikt beendet. Das Christentum hat sich vollständig vom Judentum getrennt. Trotzdem hat Paulus Forderung an den Leser bestand. Denn auch heute noch gibt es Konflikte. Zum Beispiel in Familien. Da kann der eine oft nicht mit dem andren. Seine Familie sucht man sich ja nicht aus. Und so prallen da häufig verschiedene Charaktere aufeinander, besonders an Weihnachten, wenn die ganze Familie zusammenkommt. Aber es gibt Hoffnung!
Denn der Advent ist eine besondere Zeit. Irgendwie hat er eine ganz besondere Stimmung. Die Häuser sind geschmückt und überall glitzern die Lichter im Dunkeln in den Gärten und Fenstern.
Die Menschen kommen zusammen und verbringen Zeit miteinander. Ob bei den Weihnachstfeiern auf der Arbeit oder mit der Familie abends auf dem Weihnachtsmarkt. Die Stimmung ist oft gut. Die Menschen sind fröhlich. Und das liegt nicht nur am Glühwein und den vielen Plätzchen und Stollen, die die Mägen füllen. Trotz des Stresses und der Familienzusammenkünfte lieben viele die Adventszeit.
Die Botschaft des Weihnachtsfestes strahlt aus in den Advent. Liebe und Frieden. Gott liebt uns Menschen, deshalb hat er uns seinen Sohn vor über 2000 Jahren geschickt. Daran erinnern die Krippenspiele in den Kirchen an Heilig Abend.
In der Adventszeit ist diese Liebe ganz besonders zu spüren. Wir teilen sie mit den Menschen um uns herum. In keiner anderen Zeit des Jahres werden so viele Spenden gesammelt und gegeben wie im Advent. Jeder Fernsehsender und jeder Radiosender hat seine eigene Spendenaktion. Und auch Milkas Aktion reiht sich hier ein.
„Frieden auf Erden“ verkündet uns der Engel in der Weihnachtsgeschichte. Christus ist der Friedensfürst. Er wird ihn uns bringen, den Frieden. Die zweite Botschaft des Weihnachtsfestes.
Frieden wird einkehren zwischen den Menschen und allen Völkern. Und auch diese Botschaft strahlt aus in den Advent und auf das Weihnachtsfest. Ein friedliches fröhliches Zusammensein mit der Familie und Freunden ist vielen jetzt besonders wichtig. Die Menschen werden milder und versuchen Streit zu vermeiden. „Frieden auf Erden“ diese Weihnachtshoffnung versuchen viele im Advent auch ein Stück weit umzusetzen.
Liebe und Frieden. Die Weihnachtsbotschaft sorgt für diese besondere Stimmung im Advent und lässt und die Menschen ein Stück „zarter“ werden. Ganz so wie Paulus es von uns fordert. Denn so bereiten wir nicht nur unsere Häuser und Kühlschränke auf das Weihnachtsfest vor, sondern auch unsere Herzen und Gemüter.
An 26 Tagen im Jahr ist damit vieles gut. Das Gebot der Nächstenliebe wird an vielen Stellen umgesetzt. In dieser Zeit bekommt man eine Ahnung vom zukünftigen Friedensreich Christi hier auf Erden. So ähnlich, nur noch besser, wird es einmal werden. Diese Aussicht macht mit Hoffnung. Hoffnung, dass auch die restlichen 339 Tage des Jahres einmal von dieser Stimmung des Friedens und damit der Liebe und Zuneigung durchdrungen sind. Zarte Menschen. Zu aller Zeit.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne und lasse euch ein Stück zarter werden durch Christus Jesus.